Hinzu kommt, dass die Tokenisierung weit über die klassischen Wertpapiere hinausgeht. Stellen Sie sich beispielsweise vor, dass ein Museum 1’000’000 Token erstellt, welche ein Teileigentum an einem Gemälde repräsentieren. Anleger hätten plötzlich die Möglichkeit kleinste Anteile verschiedenster Anlagen zu erwerben und das eigene Portfolio in bisher unvorstellbarem Masse zu diversifizieren. Das Museum könnte die neuen Mittel wiederum zum Erwerb von weiteren Kunstobjekten verwenden. Ähnliches wäre mit Solaranlagen, einem Fussballverein, also eigentlich so ziemlich allem, denkbar – und auch wenn viele dieser Visionen Gesetzesanpassungen voraussetzen, wage ich die These, dass wir nicht mehr allzu weit von einer Zukunft entfernt sind, in der eine Vielzahl neuer Anlageklassen entstehen und tokenisiert werden.
An dieser Stelle möchte ich aber ein Wort der Warnung aussprechen. Die Blockchain wird oft als Allzweckwaffe dargestellt und die Technologie für alle möglichen Dinge zweckentfremdet, für welche sie absolut ungeeignet ist. Das ist sehr bedauerlich und führt mitunter zu Frustration über die Technologie, wenn die Leute begreifen, dass sie die Blockchain in diesem Kontext nicht hätten verwenden sollen. Diese Projekte sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es durchaus sinnvolle Blockchain-Anwendungen gibt und die Technologie sehr hohes Potenzial hat, unter der Voraussetzung, dass sie korrekt eingesetzt wird. Zusammengefasst lässt sich also festhalten, dass die Breite der Anwendbarkeit der Blockchain heute deutlich überschätzt wird, während der Effekt, den die Blockchain auf jene Bereiche hat, in welchen sie erfolgreich eingesetzt werden kann, deutlich unterschätzt wird.