«Im Jahr 2019 wollte ich mich über einen US-Anbieter mit rund CHF 300 an einem Mehrfamilienhaus in Detroit beteiligen», sagt Professor Fabian Schär, Leiter des Center for Innovative Finance an der Universität Basel. «Der technische Prozess rund um den Token funktionierte einwandfrei.» Doch schon bald kam die Ernüchterung, die Fabian Schär dazu bewog, den Kauf abzubrechen: «Rund 150 Seiten rechtliche Dokumente, die es zu lesen und unterschreiben galt.»
Dieses Beispiel zeigt exemplarisch, woran es bei der Tokenisierung von Immobilienwerten derzeit hauptsächlich hapert. Meist sind die rechtlichen Grundlagen noch nicht definiert oder die Prozesse rund um Grundbucheinträge und Eigentumsübertrag sind nicht digitalisiert. Trotz dieser ernüchternden Erfahrung ist Fabian Schär aber überzeugt, dass die Blockchain als Basistechnologie und die Tokenisierung von Immobilienwerten ein grosses Potenzial bieten, das die Immobilien- und Finanzbranche unbedingt nutzen sollte. Denn davon können sowohl die Anbieter von Immobilienanlagen als auch die Investoren selbst profitieren.
Zahlreiche Vorteile
Die am häufigsten erwähnten Vorteile einer Tokenisierung von Immobilien sind, dass Transaktionen so automatisch, also ohne Intermediär oder Berater, und viel schneller abgewickelt werden können. Für Fabian Schär steht jedoch die Transparenz im Vordergrund und damit einhergehend ein hohes Mass an Sicherheit. Werden solche Tokens, die ein Eigentum an einer Immobilie verkörpern, über eine öffentliche Blockchain gehandelt, geschieht dies komplett transparent für alle Teilnehmer.
Der zweite wichtige Vorteil aus Sicht des Experten ist die Interoperabilität. Die Tokens könnten beispielsweise in anderen Finanzprotokollen als Kollateral verwendet werden und von den Besonderheiten des offenen Finanzsystems profitieren. Weitere Vorteile – wie beispielsweise die Effekte auf die Diversifikationsmöglichkeit für Anleger – sind spannend, könnten aber auch über andere Technologien erreicht werden.