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Grün ist gesund. Auch für die Bonds im Portfolio.

Mit Green Bonds können Anleger ihre finanziellen Interessen mit einem direkten Beitrag zum Umweltschutz verknüpfen. Der Green-Bond-Markt ist ein rasch wachsendes Segment mit vielversprechendem Potenzial. Einigkeit über die Definitionen und ein langjähriger Track-Record sorgen für Klarheit. Ein professioneller Anlageprozess, der traditionelle Selektionskriterien und Nachhaltigkeitsaspekte kombiniert, bietet den idealen Zugang.

7. Februar 2019

Dominik Scheck

Emerging Markets Bonds, Senior Portfolio Manager

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Der Klimawandel manifestiert sich immer deutlicher. Im Jahr 2016 wurde zum dritten Mal in Folge der weltweite Temperaturrekord gebrochen, während 2017 das wärmste jemals gemessene Jahr ohne El-Niño-Einfluss war. Die meisten Klimaforscher sehen in diesem Zusammenhang die Häufigkeit und Heftigkeit der Wirbelstürme in den USA nicht als zufälliges Wetterereignis, sondern als klare Folge des Klimawandels, der sich in höheren Meerwassertemperaturen deutlich zeigt. Die Erd- und Wassererwärmung stellt mittlerweile eine der grössten Herausforderungen für die Menschheit dar und dürfte noch nie da gewesene und nur schwer abschätzbare Schäden und Kosten verursachen.

Vielen Anlegern ist es deshalb ein Bedürfnis, ihre finanziellen Interessen – eine ansprechende Kapitalmarktrendite zu erzielen – mit einem direkten Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu verknüpfen. Green Bonds, klar definiert und seit Jahren etabliert, sind eine gute Wahl.

Was zeichnet Green Bonds aus?

Der Unterschied zu normalen Anleihen besteht in der Zweckbestimmung der Mittel, die dem Emittenten durch die Begebung einer Anleihe zufliessen. Bei gewöhnlichen Anleihen können die aufgenommenen Mittel zur Finanzierung beliebiger Unternehmensprojekte verwendet werden, bei Green Bonds müssen sie dagegen explizit in Projekte fliessen, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt und auf das Klima haben. So kann mit Green Bonds zum Beispiel der Bau einer Fotovoltaikanlage oder der Ausbau des öffentlichen Verkehrs finanziert werden.

Abgesehen von dieser ausdrücklichen Zweckbestimmung funktionieren Green Bonds wie gewöhnliche Anleihen. Der Emittent haftet genauso wie bei anderen Anleihen. Es besteht keine Sonderstellung der Green Bonds in Bezug auf das Ausfallrisiko. Aus diesem Grund bewegt sich die Rendite bei gleicher Währung und Laufzeit ungefähr auf demselben Niveau. Darüber hinaus entspricht das Kreditrating der Green Bonds in aller Regel demjenigen des Emittenten. Die Risiken decken sich also mit denjenigen einer gewöhnlichen Anleihe.

Wie sind Green Bonds definiert?

Damit eine Anleihe als Green Bond klassifiziert werden kann, müssen gemäss den Green Bond Principles die folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • Das über die Emission aufgenommene Kapital muss für die Finanzierung oder Refinanzierung eines «grünen» Projekts verwendet werden («Use of Proceeds»)
    • Der Emittent muss den Projektselektionsprozess im Detail beschreiben und das Ziel des Projektes definieren («Process for Project Evaluation and Selection»)
    • Der Emissionserlös muss separat verwaltet werden, und dies muss durch einen unabhängigen Auditor bestätigt werden («Management of Proceeds»)
  • Der Emittent muss ein Mindestmass an Transparenz bieten, über den Fortschritt im Projekt zumindest jährlich informieren und über die Verwendung des Kapitals regelmässig berichten («Reporting»)

Bei den Green Bond Principles handelt es sich um freiwillige Rahmenrichtlinien, die von der International Capital Markets Association (ICMA) festgesetzt werden. Die Green Bond Principles bestehen seit 2014 und werden jährlich überprüft und angepasst. Darüber hinaus werden häufig unabhängige Prüfer eingesetzt, die die Mittelverwendung kontrollieren. Dies ist für den Emittenten freiwillig, erhöht aber die Transparenz. Gemäss diesen Bestimmungen können Anleihen nur als Green Bonds deklariert werden, wenn die aufgenommenen Mittel in Projekte einer der folgenden zehn Kategorien fliessen: erneuerbare Energien, Energieeffizienz, nachhaltige Abfallwirtschaft, nachhaltige Landwirtschaft, Erhaltung der Biodiversität, sauberes Transportwesen, nachhaltige Wasserwirtschaft, Anpassung an den Klimawandel, Produkte der Kreislaufwirtschaft und grüne Gebäude.

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Wie gross ist das Anlageuniversum der Green Bonds?

Green Bonds sind ein noch junges, aber rasch wachsendes Anlagesegment. Im Mai 2007 emittierte die Europäische Investment Bank (EIB) mit dem Climate Awareness Bond die weltweit erste Klimaschutzanleihe, die 2012 erfolgreich zurückbezahlt wurde. Seither hat sich das Marktsegment sehr dynamisch entwickelt. Zunächst traten hauptsächlich supranationale Organisationen als Emittenten auf, seit einigen Jahren sind es jedoch vorwiegend Unternehmen, wie zum Beispiel die spanische Iberdrola SA oder die niederländische Tennet Holding BV, die Green Bonds emittieren. Zurzeit haben mehr als 390 Emittenten Green Bonds ausstehend, und das globale Marktvolumen beläuft sich auf rund USD 350 Mia. (Daten per Ende Juni 2018).

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Jährliche Green-Bond-Emissionen nach Sektoren

(in Mia. USD); Quellen: Credit Suisse, Bloomberg, MSCI ESG, per Ende Juni 2018

Die Emissionstätigkeit im Green-Bond-Markt dürfte kurz- und mittelfristig sehr lebhaft bleiben. Nachdem Polen im Dezember 2016 den ersten staatlichen Green Bond emittiert hatte, zog Frankreich im Januar 2017 mit einer EUR 7 Mia. schweren Emission nach, die später sogar noch in mehreren Schritten auf über EUR 14,7 Mia. aufgestockt wurde. Für die nahe Zukunft ist damit zu rechnen, dass im Zuge des Pariser Klimaabkommens (Paris CoP-21) weitere Staaten dem Beispiel von Polen, Frankreich und mittlerweile auch Belgien folgen werden. Generell dürfte in den nächsten Jahren das Anlagesegment rasch expandieren, denn der  Investitionsbedarf für Massnahmen zur Überwindung der Klimaproblematik ist enorm, und Green Bonds dienen mittlerweile als bewährte Finanzierungsquelle. Ein wichtiger Handelsplatz ist die Luxemburger Börse: Sie hat im Jahr 2016 ein eigenes Segment für Green Bonds eingerichtet.

In Sachen Performance müssen sich die Green Bonds nicht hinter dem Gesamtmarkt verstecken – im Gegenteil. Seit Auflegung des gängigen Benchmarks, des Bloomberg Barclays MSCI Global Green Bond Index, im Dezember 2013 haben Green Bonds eine Überrendite gegenüber dem Bloomberg Barclays Global Aggregate Index von insgesamt 2,37 % erzielt.

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Performancevergleich

Vergleich des Bloomberg Barclays MSCI Global Green Bond Index mit dem breiten Markt seit Auflegung des Index (durationsadjustiert); Quelle: Bloomberg, per Ende Juni 2018

Wie erfolgt die Auswahl der einzelnen Green Bonds?

Erfolgreiche Green-Bond-Strategien kombinieren traditionelle Selektionskriterien und Nachhaltigkeitsaspekte. Unternehmen mit kontroversen Geschäftstätigkeiten werden aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen. Betroffen sind die üblichen Verdächtigen wie etwa Rüstungshersteller und sogenannte «Sündensektoren» (Alkohol, Tabak, Glücksspiel und Pornografie). Das verbleibende Anlageuniversum wird auf Emittentenebene anhand verschiedener ESG-Kriterien überprüft, um die nachhaltigsten Firmen herauszufiltern. Schliesslich sollten die einzelnen Green Bonds beziehungsweise die Qualität des zugrunde liegenden Green-Bond-Projekts überprüft werden. Dadurch soll verhindert werden, dass «schwache» ökologische Projekte unterstützt werden, die nur dazu dienen, dem Emittenten einen grünen Anstrich zu geben («Greenwashing»).

Green Bonds stellen für private wie auch für institutionelle Anleger eine hervorragende Möglichkeit dar, ihre finanziellen Interessen mit einem direkten Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu verknüpfen. Das wachsende Anlagesegment ermöglicht  es, dass Anleger in immer höherem Masse in Green Bonds investieren können.

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