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Digitale Transformation im Gesundheitswesen

Künstliche Intelligenz und Big Data führen im Gesundheitswesen zu weitreichenden Innovationen und völlig neuen Geschäftsmodellen. Sie erhöhen die Lebensqualität und erschliessen Investoren spannende Möglichkeiten.

7. Februar 2020

DNA-Scanning in der Präzisionsmedizin, Vorhersagen genetischer Veränderungen zur Früherkennung von Krankheiten, individualisierte Behandlungen oder virtuelle Simulationen und die Verwendung von Robotik in der psychischen Gesundheitstechnik – dies sind nur einige Anwendungen, die dank künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data bereits marktfähig sind. Diese Innovationen stehen stellvertretend für den Trend zu mehr Sicherheit, Individualisierung und Komfort in der Gesundheitsversorgung, Der Fokus liegt stärker auf der Vorbeugung statt auf der Behandlung von Krankheiten. Dabei bergen die Technologien auch ein beträchtliches finanzielles und zeitliches Sparpotenzial in sich.

Kosteneinsparungen lassen sich etwa durch eine Personalisierung der Medizin erzielen. Dank neuer Technologien können Patienten schneller analysiert und der wirksamsten Behandlungsmethode zu geführt werden. Dadurch reduzieren sich der Behandlungszeitraum und folglich auch die Kosten. Gleichzeitig steigen die Chancen der Patienten auf eine vollständige Genesung.

Digitale Tools ermöglichen es der Bevölkerung, ihren Gesundheitszustand selbst zu überwachen und Unregelmässigkeiten frühzeitig zu erkennen, bevor sich eine Krankheit entwickelt.

Schneller, präziser, effizienter

Innovative Technologien unterstützen Patienten auch dabei, Behandlungen richtig durchzuführen, ist doch die mangelhafte Umsetzung weltweit einer der grössten Kostentreiber im Gesundheitswesen. In der Schweiz belaufen sich die jährlichen Behandlungskosten pro Patient auf durchschnittlich 13’000 Franken. Hält sich der Patient nicht an die Therapieempfehlungen, kann sich dieser Betrag leicht vervielfachen. Die rasante Zunahme erklärt sich einerseits dadurch, dass sich die ursprüngliche Krankheit weiter ausbreitet, und andererseits durch zusätzliche gesundheitliche Probleme. Der Hauptgrund für mangelhafte Behandlungen ist banaler Natur: Die Patienten vergessen, die Medikamente einzunehmen oder die vorgegebenen therapeutischen Massnahmen umzusetzen. Überwachungstools könnten hier disziplinierend wirken und den Ärzten helfen, Nachlässigkeiten ihrer Patienten rasch aufzudecken.

Taktgeber des Wandels

Anlässlich der 23. Ausgabe des Credit Suisse Salon, der im Juni 2019 in London unter dem Titel «4th Industrial Revolution: Healthcare Transformation» stattfand, boten verschiedene Unternehmenspioniere faszinierende Einblicke in den aktuellen Entwicklungsstand ihrer Firma. Der Credit Suisse Salon ist eine Thought Leadership Plattform der Credit Suisse, auf der führende Entscheidungsträger wichtige ökonomische, politische und soziale Themen diskutieren.

Matthias Steger, Mitgründer und CEO von Endogena Therapeutics, San Francisco und Zürich, verwies auf die fortschreitende Aus breitung degenerativer Krankheiten aufgrund der älter werdenden Bevölkerung. Seine Firma nutzt Moleküle, die in den endogenen Stammzellen des menschlichen Körpers intervenieren und letztlich das Gewebe reparieren und regenerieren. Derzeit liegt ihr Fokus auf dem Auge, und zwar auf der Regeneration der Fotorezeptoren und der Zellen des retinalen Pigmentepithels, um eine Erblindung zu verhindern. Der neuartige Ansatz von Endogena könnte jedoch bald zu einem Paradigmenwechsel hinsichtlich der Therapie bei anderen degenerativen Krankheiten führen, zum Beispiel bei degenerativen Muskel- oder Knochenerkrankungen wie Osteoarthritis, aber auch bei Verlust des Hör- und Sehvermögens sowie bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson.

Jim Mellon, Chairman von Juvenescence Limited, Philanthrop und Investor im Gesundheitswesen, geht davon aus, dass die verschiedenen vorwiegend altersbedingten Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Alzheimer in Zukunft konsolidiert behandelt werden können. Menschen würden dadurch schon bald ein Lebensalter von 110 oder 120 Jahren erreichen. «Bio-Engineering wird uns helfen, unsere Lebenserwartung und die Zahl der gesunden Lebensjahre zu erhöhen», meint Jim Mellon. Da die Geburtenrate tiefer sei als die Sterberate, werde ein weltweit höheres Lebensalter nicht zu einer Steigerung der Weltbevölkerung beitragen. Wenn die Menschen auch in ihren letzten Lebensjahren gesund blieben, werde dies die Gesundheits- und Sozialkosten verringern.

Dr. Ali Parsa, Gründer und CEO von Babylon, setzt KI für seine Kunden ein. Die von Babylon entwickelte Plattform schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass die Symptome eines Patienten von einer bestimmten Krankheit kommen, und sagt ihm, ob er zum Arzt gehen, ein Krankenhaus aufsuchen oder einfach einen Apotheker konsultieren sollte. Ausserdem bietet die Plattform dem Patienten einen Gesundheitscheck mit Empfehlungen zu seine Ernährungs-, Bewegungs- und Schlafgewohnheiten an.

Sorgfältig erstellte, KI-unterstützte Diagnosen können Kosten senken und das Wohlbefinden der Menschen verbessern, insbesondere bei verhütbaren Krankheiten, bei denen die Prognoseerstellung – der grösste Kostenfaktor im Gesundheitsbereich – ziemlich einfach ist. «Nach einer Daumenregel von KI-Experten kann alles, was ein Arzt vernünftigerweise mit eigenen Augen beurteilen kann, jetzt auch mithilfe künstlicher Intelligenz diagnostiziert werden», berichtete die Schweizer Zeitung NZZ am 26. Juli 2019 in einem Artikel mit dem Titel «Die Diagnose kommt vom Computer».

Dr. Ali Parsa sagt, dass Babylon mit KI Ärzte nicht ersetzen, sondern ihnen helfen wolle. Die Automatisierung durch KI soll Patienten und Ärzten gleichermassen zugutekommen, indem sie die Ärzte wo immer möglich entlastet und ihnen so ermöglicht, besser auf ihre Patienten einzugehen, sie genauer zu untersuchen und erstklassig medizinisch zu betreuen.

Darauf müssen Investoren achten

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