Wie kann ein aktives Management dazu beitragen, diese Chancen zu nutzen?
Man sollte sich darüber im Klaren sein, welchen Einfluss die Länderratings auf Unternehmensanleihen haben. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Staatsanleihen aus Schwellenländern, die ein Investment-Grade-Rating erhalten, beträchtlich erhöht. Insgesamt ist das Spektrum aber nach wie vor sehr breit gefächert, vor allem in Lateinamerika, wo Chile mit A+ bewertet ist, während sich Argentinien mit dem niedrigsten Hochzinsrating begnügen muss. Eine Veränderung des Bonitätsratings auf Landesebene gilt normalerweise im gleichen Masse auch für zahlreiche Unternehmen, vor allem staatsnahe Gesellschaften, systemrelevante Banken oder strategisch relevante Unternehmen. Aufgrund der Methodologie der Rating-Agenturen darf ein Unternehmen in der Regel kein höheres Bonitätsrating erhalten als das Land, in dem sich sein Firmensitz befindet. Die Rating-Agenturen nutzen allerdings einen gewissen Ermessensspielraum und erteilen den Wertpapieren von robusten Unternehmen mit weltweiten Geschäftsaktivitäten oder einer exportorientierten Ausrichtung Bonitätsratings, die einige Stufen über denjenigen ihrer jeweiligen Länder liegen. Aktive Investoren können daher höhere Risikoprämien lateinamerikanischer Emittenten identifizieren und abschöpfen, die aus fundamentaler Sicht ebenso solide, wohlüberlegt verschuldet und finanziell robust sind wie ihre Wettbewerber in den Industriestaaten (die höhere Länderratings aufweisen). Es ist erwähnenswert, dass die Unternehmen in Lateinamerika ihre Kredite in den letzten Jahren klugerweise in US-Dollar aufgenommen haben. Die meisten dieser Unternehmen verfügen inzwischen über eine globale Präsenz und generieren einen soliden Prozentsatz ihrer Umsatzerlöse in US-Dollar. Ausserdem sichern viele Firmen sowohl ihre Zinsverbindlichkeiten als auch ihre Gesamtverschuldung in US-Dollar ab.
Wo sehen Sie als Portfoliomanagerin die fundamentalen Vorzüge einer Anlage in lateinamerikanischen Unternehmensanleihen?
In den letzten Jahren haben sich die Bilanzen und die Fähigkeit der Unternehmen zur Erwirtschaftung eines freien Cashflows verbessert. Zugleich ist die Gesamtverschuldung stabil geblieben oder gesunken. Dieses ungehebelte Wachstum ist ein überaus wünschenswertes Attribut, zumal das Fälligkeitsprofil ebenfalls günstig ist, da kurzfristige Anleihen einen vergleichsweise geringen Teil der Gesamtschuldenquote ausmachen. Das Refinanzierungsrisiko ist daher gering. Hinzu kommt, dass die Emittenten in der Regel von kompetenten Managementteams mit einer nachweislichen Erfolgsbilanz im Umgang mit Krisen profitieren, da Lateinamerika das älteste und ausgereifteste Segment im Universum der Schwellenländeranleihen ist. Ohnehin sind Anleger in lateinamerikanischen Anleihen relativ anspruchsvoll und erwarten ein hohes Mass an Transparenz, sodass eine vierteljährliche Berichterstattung zum Standard gehört (was in anderen geografischen Regionen des Schwellenländeruniversums nicht der Fall ist). All das trägt zu einem sehr robusten High-Yield-Sektor bei, der eine hohe Kompensation für eine kluge Risikoabsorption bietet – vor allem in diesem Bereich wollen wir im Auftrag unserer Anleger einen Mehrwert erzielen. Dabei wird unsere hohe Kompetenz durch die Zusammenarbeit mit Lucror Analytics ergänzt, einer unabhängigen Researchfirma, die sich auf Hochzinsanleihen spezialisiert hat. Insgesamt bietet das lateinamerikanische Universum aktiven Managern ein breites Spektrum titelspezifischer Anlagechancen, um eine solide Anlageperformance mit breiter Diversifikation zu erzielen.