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In einem Post-ZIRP-Umfeld Realrenditen generieren

Anleger haben gerade das schlechteste Marktumfeld für traditionelle Investitionen seit mehr als vier Jahrzehnten erlebt. Künftig müssen sie mit der Aussicht auf anhaltende Inflation, hohe Zinsen, immer schwierigere Kreditbedingungen und eine Rezession leben.

8. Dezember 2022

Andrew Jackson

Head of Fixed Income

Daher ist es jetzt vielleicht wichtiger denn je, mit Abstand auf die tektonischen Verschiebungen zu blicken, zu denen es in den letzten Jahren gekommen ist. Die aktuelle Phase nach der Nullzinspolitik (Zero Interest-Rate Policy, ZIRP) und die fortschreitende Deglobalisierung können nachteilige Auswirkungen auf die Portfolioperformance haben, wenn Anleger nicht entsprechend vorbereitet sind. Andrew Jackson, Head of Fixed Income bei Credit Suisse Asset Management, erläutert, wie sich Anleger aus seiner Sicht durch eine strategische Vermögensallokation auf einen potenziellen Paradigmenwechsel vorbereiten können.

Die Jagd nach Rendite ist vorbei, die Jagd nach Realrenditen beginnt!

In den letzten zehn Jahren haben die Zentralbanken in aller Welt beispiellose Massnahmen mit einem nie da gewesenen Mass an Koordinierung eingeleitet. Die quantitative Lockerung und die Nullzins- bzw. Fast-Nullzinspolitik in den grossen Wirtschaftsräumen stellten sowohl das Sicherheitsnetz als auch den Antrieb für alle risikoreichen Anlagen dar. Ganz egal, wie gross der makroökonomische Schock war: Die Antwort bestand in Zinssenkungen oder darin, die Märkte mit Liquidität zu fluten. 2022 geschah jedoch das Undenkbare: Jetzt sind steigende Zinsen das Problem, denn die Zentralbanken wollen die Inflation in den Griff kriegen. Somit führte in diesem Jahr das traditionelle 60/40-Portfolio zum Worst-Case-Szenario, obwohl die meisten Wirtschaftsräume noch gar nicht in die Rezession abgeglitten sind. Im weiteren Verlauf sollte man sich unbedingt bewusst sein, dass ein Potenzial für weitere Rückschläge besteht. Und zu allem Überfluss bedeutet die aktuelle Zinsentwicklung, dass es für die meisten Anleger gerade mindestens 3,5 % schwerer geworden ist, positive Realrenditen zu erzielen.

Abbildung 1: Anteil der Exporte am BIP der Industrieländer

Quellen: Credit Suisse, IWF, Bloomberg

Zusätzlicher Gegenwind durch die wachsende Bedeutung von Rückverlagerungen in einer deglobalisierten Welt

Die russische Invasion in der Ukraine fand vor dem Hintergrund der deutlichen Abkühlung der Beziehungen zwischen den USA und China statt, die in den letzten Jahren zu beobachten ist. Die COVID-19-Pandemie hat zudem verdeutlicht, wie anfällig die globalen Lieferketten sind. Sowohl Staaten als auch Unternehmen suchen nun nach Wegen, externe Abhängigkeiten zu verringern. Daher werden derzeit heisse Diskussion darüber geführt, ob die Globalisierung auf dem Rückzug ist, wobei es mehrere Indikatoren gibt, die für aufmerksame Anleger zumindest Warnsignale sein könnten. Der Anteil des Handels am BIP, der seit Mitte der 1980er-Jahre kontinuierlich gestiegen war, hat sich seit der globalen Finanzkrise stabilisiert (siehe Abbildung 1). Handelshemmnisse nahmen zu, als unter der Präsidentschaft von Donald Trump Zölle eingeführt wurden, und die sogenannte America-First-Politik wurde bisher noch nicht vollständig rückgängig gemacht. Auch wenn sie sich nicht ganz aus China zurückziehen, haben viele westliche multinationale Konzerne nun auch Produktionsstandorte in anderen Ländern wie Vietnam oder Indien in Betrieb genommen. Immer öfter besteht der Wunsch, die Produktion näher am Ort des Konsums der jeweiligen Waren anzusiedeln («Reshoring» bzw. Rückverlagerung genannt), und «Friend-Shoring», die Verlagerung in freundlich gesinnte Länder, könnte in einer bipolaren Welt zum Leitmotiv werden.

Eine Deglobalisierung hätte zusätzliche inflationäre Effekte

Wenn die Globalisierung deflationäre Effekte hat, ergibt die Annahme Sinn, dass mit dem Gegenteil inflationäre Effekte verbunden sind. Deglobalisierung könnte unseres Erachtens zu weniger Effizienz und Produktivität, einem allgemeinen Preisanstieg infolge höherer Arbeits- und Inputkosten sowie zu Margenkompression führen. Die Inflation wiederum könnte zunächst steigen und sich dann, wenn ein neues Gleichgewicht erreicht ist, auf einem höheren Stand stabilisieren. Dieses Muster hat sich dieses Jahr zum Teil so abgespielt, denn die grossen Industrieländer erleben zurzeit die höchste Inflation seit mehr als 40 Jahren. Momentan lässt sich noch nicht voraussagen, ob die Inflation auf den Stand von vor der Pandemie zurückfällt oder sich auf einem neuen, höheren Gleichgewichtsniveau einpendeln wird. Eines lässt sich aus unserer Sicht allerdings mit grösserer Gewissheit konstatieren: Wir stehen am Beginn einer bipolaren Welt.

Globale Divergenzen

Im Jahr 2023 wird eine starke Divergenz des Wirtschaftswachstums, der politischen Zinssätze und der Finanzmärkte wahrscheinlich zu einer Reihe von neuen Herausforderungen und Chancen für Anlegerinnen und Anleger führen. Lesen Sie hier unsere neuesten Gedanken dazu.

Die Entstehung einer bipolaren Welt wird durch das gestiegene Risiko eines militärischen Konflikts begünstigt

Der Februar 2022 könnte als entscheidender Moment in die Geschichtsbücher eingehen, als ein Wendepunkt, an dem die Teilung der Welt in West – demokratische Länder unter der Führung der USA und ihrer Verbündeten – und Ost – eine autokratische Welt unter Führung Chinas und Russlands – begann.1 Unseres Erachtens haben diese Spannungen jedoch schon vor Jahren begonnen. Zurzeit erleben wir eine Situation, in der China die USA, eine etablierte Weltmacht, herausfordert. Chinas Ziel ist eine neue Weltordnung, ein System, das der Bedeutung des Landes auf der Weltbühne besser gerecht wird und mehr auf seine Werte abgestimmt ist. Aus historischer Sicht ist eine geopolitische Lage, in der der Hegemon herausgefordert wird, ein instabiler Zustand. Gleichzeitig gewinnt in den demokratischen Ländern der Populismus an Boden, während in den autokratisch regierten Ländern eine Machtkonzentration stattfindet. Beide Entwicklungen unterminieren die globale Stabilität.

In Bezug auf die strategische Asset Allocation gilt: Auf einen Kurswechsel vorbereitet sein und vorsichtig bleiben!

Für einen radikalen Kurswechsel könnte es für die Anleger noch zu früh sein. Die Fixierung des Marktes auf Trendwenden, Käufe bei Rückgängen und die Vorhersage V-förmiger Erholungen ist ein Problem für die Zentralbanken. Die Wirtschaftsräume und somit die Märkte müssen Druck verspüren, damit die Inflation bekämpft wird, die von «Dip Buyers» noch vor einem Jahr als vorübergehendes Phänomen angesehen wurde. Positive Ergebnisse sind möglich, es ist aber durchaus nicht ausgeschlossen, dass noch erheblich schlechtere Ergebnisse auf uns zukommen. Man fragt sich, ob die Ratsmitglieder der Zentralbanken in den letzten Wochen nur deswegen eine solch restriktive Haltung an den Tag legten, weil sie uns daran erinnern wollen. In der Zwischenzeit sollte man zumindest damit beginnen, die strategische Asset Allocation auf eine ganz neue Weltordnung auszurichten. Es gibt mehrere Warnsignale, die auf schwierige Zeiten hindeuten und nicht übergangen werden dürfen. Was also tun? Anleger sollten die Lage laufend aufmerksam beobachten, um die weitere Entwicklung abschätzen zu können. Vor allem sollten wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Indikatoren im Blick behalten werden. Beispielsweise ging geschichtlich gesehen einem militärischen Konflikt ein Anstieg der Rüstungsausgaben in Verbindung mit einem Rückgang des wirtschaftlichen Austauschs zwischen den Ländern voraus. Ebenso führt eine Konzentration der Macht, bei der es kaum oder gar keine Anreize gibt, Probleme (zum Beispiel im Zusammenhang mit der Redefreiheit) anzugehen, tendenziell zu wirtschaftlichem Missmanagement und sozialen Unruhen. Es sollte also umsichtig vorgegangen werden.

Festverzinsliche Anlagen

Credit Suisse Asset Management ist ein führender, aktiver Anleihen- und Währungsmanager. Mit hoch spezialisierten Anlageteams bieten wir innovative und individuelle Lösungen für festverzinsliche Anlagen.

Realrenditen werden dünn gesät sein, es sind nach wie vor Risiken vorhanden und Sachwerte sollten bevorzugt werden

Wir sind der Auffassung, dass der Hauptschwerpunkt aus Sicht eines langfristig orientierten Anlegers darin bestehen sollte, festzustellen, welche Anlagen sich im Fall einer langen und schweren Rezession gut entwickeln und welche darunter leiden würden. Dabei gehen wir vom Basisszenario einer kurzen, heftigen Rezession in den USA und einer längeren, weniger schweren Rezession in Europa samt einem entsprechenden globalen Abschwung aus. In diesem Basisszenario würde sich eine Vielzahl von risikoreichen Anlagen gut und relativ beständig entwickeln. Das Bild dieses Basisszenarios könnte allerdings viel zu positiv gezeichnet sein. In einem pessimistischen oder sogar äusserst pessimistischen Szenario (man sollte nicht vergessen, dass fast niemand einen solchen Inflationsanstieg vorausgesagt hatte) kommt auf die Märkte in manchen Anlageklassen eine äusserst umfassende Neubewertung zu. Aus unserer Sicht sollten Sachwerte wie Rohstoffe, Gold, inflationsgeschützte Anleihen, ausgewählte Immobilien und Aktien bevorzugt werden. Die relativ ruhigen Bereiche des Marktes für festverzinsliche Anlagen entschädigen mit einer viel besseren Rendite für das Risiko. Zudem würden wir angesichts des Deglobalisierungstrends innerhalb der Portfolios Vorsicht walten lassen. Eine aktive Verwaltung wird sich auszahlen, da multinationale Unternehmen unter der Deglobalisierung leiden und auf den Binnenmarkt ausgerichtete Unternehmen davon profitieren würden. 

Anleger sollten entscheiden, wann es Zeit für einen Kurswechsel ist. Diese Entscheidung sollte unter Berücksichtigung historischer Daten und auf der Grundlage der Wahrscheinlichkeit getroffen werden sowie anlageklassenübergreifende Risikoprämien einbeziehen. In Abhängigkeit von Bewertungen, beispielsweise den Risikoprämien, könnte sich Risikobereitschaft in manchen Fällen trotz der schwierigen Lage auszahlen. Andererseits könnte es notwendig sein, andere Anlageklassen komplett zu meiden, weil die Risikoprämien nicht die künftige Risikoentwicklung widerspiegeln. Als Einzelpersonen wie auch als verantwortungsbewusste Institutionen müssen wir auf ein positives Ergebnis hinarbeiten und uns darauf vorbereiten. Gleichzeitig sollten wir mit der Planung für den richtigen Anlagemix beginnen, um so unsere Portfolios vor den negativen Folgen einer längeren schweren Rezession bzw. der fortschreitenden Deglobalisierung und einer neuen bipolaren Welt zu schützen.

Wenden Sie sich ans Asset Management

Fragen Sie uns nach interessanten Anlagechancen. Wir helfen Ihnen, Ihre Anlageziele zu erreichen.

1 Die Abstimmung in der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 12. Oktober 2022 über die Verurteilung der Annexion von Teilen der Ukraine durch Russland veranschaulicht dies: 143 Länder stimmten dafür, 5 dagegen und 35 enthielten sich, darunter China.

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1 Rechtseinheit, von der die vollständigen Angebotsunterlagen, die wesentlichen Informationen für den Anleger (Key Investor Information Document, KIID), die Fondsreglemente sowie die Jahres- und Halbjahresberichte, falls anwendbar, der Fonds kostenlos bezogen werden können.