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Familienbonus

Familienunternehmen arbeiten im Durchschnitt erfolgreicher. Sie sind in guten Zeiten profitabler und agieren in schlechten Zeiten defensiver. Der Unterschied an der Börse lässt sich mit dem sogenannten Alpha-Faktor bemessen. Für Anleger lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

19. Januar 2021

Zahlen lügen nicht: Familienunternehmen erwirtschaften regelmässig bessere Ergebnisse als Nicht-Familienunternehmen. Diese Erkenntnis wird durch die neuste Studie des Credit Suisse Research Institute1 bestätigt. Das Institut verfolgt seit 14 Jahren ein Universum von 1’000 börsenkotierten Familienunternehmen. Es umfasst Firmen, deren Gründer und Gründernachfolger noch mit mindestens 20 % am Eigenkapital beteiligt sind oder mindestens 20 % der Stimmrechte kontrollieren. Zu den gewichtigsten Gesellschaften des Family-1000-Universums der Credit Suisse gehören Alphabet, Facebook, Alibaba, Samsung oder Roche. Unter den ältesten Unternehmen dieses Universums befinden sich der norwegische Mischkonzern Orkla (gegründet 1654), LVMH (1743), Bucher Industries (1807), Carlsberg (1847) oder Davide Campari Milano (1860).

Outperformance bis zu 5 %

An der Börse erreichten die 1’000 Unternehmen im Jahresdurchschnitt eine Outperformance von 5,0 Prozentpunkten in Asien, 4,7 Prozentpunkten in Europa und 2,6 Prozentpunkten in den USA. Diese Unterschiede, die durch den sogenannten Alpha-Faktor ausgedrückt werden, können sich Investoren zunutze machen, indem sie Einzeltitel aus dem Credit Suisse Universum oder – einfacher und diversifizierter – einen auf Familienunternehmen fokussierten Fonds in ihr Portfolio aufnehmen.

Familienunternehmen sind Outperformer

Klare Outperformance seit 2006
Sektorbereinigte Renditen, gewichtet mit der Marktkapitalisierung;
Index mit Januar 2006 = 100

Web

Letzter Datenpunkt: Juni 2020

Quellen: Credit Suisse Research, Thomson Reuters Datastream

Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse.

Leidenschaft und Nähe

Die Gründe für das durchschnittlich bessere Abschneiden von Familienunternehmen sind vielfältig. Die Literatur dazu ist reichlich und unübersichtlich. Gemeinsam ist den erfolgreichen Familienunternehmen die Passion für das Unternehmertum und die Nähe zu den Anspruchsgruppen. Dazu gehören primär die Mitarbeitenden und die Kunden. «Walk the talk» wird praktiziert, weil es zur familiären Unternehmenstradition gehört und nicht, weil es Managementbücher empfehlen. Aktionäre, Analysten und andere Vertreter der Financial Community sind für Familienunternehmen ebenfalls wichtig, stehen aber nicht zwangsläufig an erster Stelle.

Nachhaltigkeit im Blut

Der langfristige Horizont der Familienunternehmen wirkt sich positiv auf die Nachhaltigkeit aus. In den Nachhaltigkeits- oder ESG-Ratings schneiden sie leicht überdurchschnittlich ab. Gegenüber den Nicht-Familienunternehmen fallen die Familienunternehmen in der Kommunikation über Nachhaltigkeitsthemen indessen etwas zurück. Die Zurückhaltung lässt sich am ehesten dadurch erklären, dass die Familienaktionäre Nachhaltigkeit als selbstverständlichen Teil ihrer Unternehmensstrategie und ihres unternehmerischen Handelns betrachten und folglich keinen besonderen Kommunikationsbedarf sehen.

In einem Punkt hinken Familienunternehmen ihren Peers allerdings oft hinterher: bei der Governance. Familien haben dank Stimmrechtsaktien und ähnlichen Massnahmen oft das fast alleinige Sagen, obwohl sie nur eine Minderheit am Aktienkapital halten. Diese Konstellationen sind jedoch bekannt, sodass externe Aktionäre die Vor- und Nachteile einer Beteiligung an Familienunternehmen in Ruhe abwägen können.

Die fünf typischen Stärken von Familiengesellschaften



In der neusten Ausgabe von «Scope»: If not now, when?

Das Spektrum der Anlagemöglichkeiten hat sich jedoch ungeachtet der Pandemie weiter verbreitert. «Wenn nicht jetzt, wann dann?» drückt eine erhöhte Bereitschaft zu grundsätzlichen Neubeurteilungen aus. Damit entstehen neue Chancen und neue Herausforderungen, auf die wir in der vorliegenden Ausgabe von Scope eingehen.

1 The Family 1000: Post the pandemic Credit Suisse Research Institute, Credit Suisse Group AG, September 2020