Artikel
Nachhaltiges Denken. Immer langfristig.
Burkhard Varnhold reflektiert über langfristiges Denken, ESG und das Verhalten der Investoren.
28. Februar 2019

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Burkhard Varnhold reflektiert über langfristiges Denken, ESG und das Verhalten der Investoren.
28. Februar 2019
Auch Finanzdienstleister sind gefordert. Innovative Angebote und Produkte sind nur schon erforderlich, um die Finanzierungslücke auf Makroebene zu schliessen. Sie wird vom World Economic Forum auf USD 2,5 Bio. geschätzt. Gleichzeitig sind Familien mit geringem Einkommen auf Finanzdienstleistungen auf Mikroebene angewiesen, um Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, einer Unterkunft und Beschäftigung zu erhalten.
Die Finanzinitiative des United Nations Environmental Programme (UNEP FI), die auch von der Credit Suisse unterstützt wird, veranschlagt den jährlichen Kapitalbedarf zur Erreichung der SDGs auf USD 5–7 Bio. In der UN Alliance for SDG Finance wird die Zusammenarbeit mit Kapitalgebern und Investmentmanagern, die profitable und SDG-konforme Anlagen suchen, explizit hervorgehoben. Banken, Versicherungen und Investmentgesellschaften sind ebenfalls willkommen. Sie werden im Rahmen der Positive Impact Initiative eingeladen, die Finanzierungslücke zur Erreichung der SDG-Ziele zu schliessen.
Wegbereiter nachhaltiger Investitionen in der Schweiz sind die institutionellen Anleger, die per Definition einen langfristigen Anlagehorizont haben. 2017 lagen 61% der nachhaltigen Anlagen in den Händen institutioneller Investoren. Gemäss der Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2018 von Swiss Sustainable Finance wuchs der Markt für nachhaltige Anlagen im letzten Jahr um 81% auf CHF 390,6 Mia. Die von Asset Ownern gehaltenen nachhaltigen Vermögenswerte erzielten mit 128 % das stärkste Wachstum. Die nachhaltigen Anlagefonds nahmen um 47 % und die nachhaltigen Mandate um 25 % zu.
Vor allem Pensionskassen der öffentlichen Hand gehen mit gutem Beispiel voran. Demgegenüber sind kleinere Pensionskassen und insbesondere private Investoren noch zurückhaltend. Ein Grund könnte darin liegen, dass Privatpersonen mit den Eigenschaften nachhaltiger Anlageprodukte und deren Erfolgsmessung noch zu wenig vertraut sind. Die Europäische Kommission möchte deshalb die Berater von Finanzdienstleistern verpflichten, ihre Kunden nach den Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen und die Ergebnisse zu dokumentieren.
Leider lassen sich Begriffe wie ESG-Anlagen und Impact Investing nicht eindeutig definieren. MSCI, einer der wichtigsten Anbieter nachhaltiger Indizes, unterteilt ESG-Investments in drei Segmente mit jeweils eigenen Anlagezielen.¹ Bei der ESG-Integration steht die Verbesserung des Rendite-Risiko-Profils im Vordergrund. Mit dem Value-based Investing richtet ein Investor sein Portfolio an seinen eigenen Normen und Werten aus. Das Impact Investing kommt dann zum Tragen, wenn der Anleger sein Kapital einsetzen will, um gesellschaftliche oder umweltbezogene Änderungen auszulösen. Impact-Investoren verbinden ihre Anlagetätigkeit mit der klaren Erwartung, einen messbaren sozialen und ökologischen Nutzen zu erzielen, und kommen damit einer ganzheitlichen Denk- und Handlungsweise am nächsten.