Niklaus Hilti, Head of Credit Suisse Insurance Linked Strategies,
Georges Bolli, Risk Aggregation & Management bei Credit Suisse Insurance Linked Strategies
Zusammenfassung
Wir haben versucht, anhand dieser neuen Erkenntnisse zu den Klimatrends die Auswirkungen auf die Versicherungsbranche, einschliesslich Rückversicherungs- und ILS-Märkten, zu quantifizieren. Soweit wir wissen, ist der folgende Bericht der erste seiner Art, der das klimaabhängige jährliche Anwachsen der Versicherungsschäden in den Rückversicherungs- und ILS-Märkten quantifiziert. Zudem haben wir versucht, die Auswirkungen auf die (Rück-)Versicherungsbranche zu quantifizieren, die über die kommenden 20 Jahre aufgrund der Erderwärmung und der damit verbundenen erhöhten Anzahl von Extremwetterereignissen zu erwarten sind.
Unserer Ansicht nach dürfte die jährliche klimaabhängige Schadeninflation in der Gebäudeversicherung für die (Rück-)Versicherungsbranche je nach Exponiertheit, Region, Art des Elementarschadens und Vorrangigkeit der Rückversicherungstransaktion zwischen 1,35 und 2,50 % liegen. Die (Rück-)Versicherungsbranche (einschliesslich ILS) hat ihre Prämien in den vergangen zwei Jahrzehnten nicht ausreichend erhöht. Insbesondere die tiefen Rückversicherungsprämien während der schwachen Marktphase zwischen 2012 und 2017 waren eine schwere Belastung für die Angemessenheit der Margen.
Die schwierigen Jahre von 2017 bis 2021 mit den hohen, durch Naturkatastrophen verursachten Schäden, haben jedoch weltweit zu einem steten Anstieg der Prämien geführt. Dieses positive Momentum war und ist notwendig zur Anpassung der risikobereinigten Prämien für Rückversicherer und ILS-Anleger. Zudem kann sich der Rückversicherungsmarkt (einschliesslich ILS) künftig keine geringeren risikobereinigten Prämien mehr leisten. Unter Berücksichtigung des Anstiegs der Versicherungsschäden müssen risikobereinigte Prämien pro Jahr um mindestens 2 % ansteigen, wenn die Versicherer künftig in klimabezogener Hinsicht zumindest risikoneutral bleiben wollen.
Eine der Fragen, die Anleger heute am häufigsten stellen, ist, ob die Risikomodelle die Trends des Klimawandels angemessen wiedergeben. Wir haben das Hurrikan Risiko für die USA einer Analyse unterzogen, die den Zeitraum von 2006 bis 2021 abdeckt. Diese Analyse zeigt auf, dass die klimabezogene Versicherungsschadeninflation vom Risikomodel, welches wir in unsere Bewertung integriert haben, berücksichtigt wird.
Letztendlich sind wir überzeugt davon, dass es unabdingbar ist, strengere Massnahmen zu ergreifen und entscheidende Schritte beim Risikomanagement von ILS-Portfolios zu unternehmen, um diese gegen eine durch den Klimawandel verursachte Inflation der versicherten Schäden widerstandsfähig zu machen. Wir sind der Ansicht, dass eine Kombination von Risikominderung und höheren Prämien die Kernstrategie für die Rückversicherungs- und ILS-Märkte darstellt. Zudem müssen die Rückversicherungs- und ILS-Märkte jetzt entschlossen handeln und jährliche Anhebungen der risikobereinigten Prämien verlangen, um hinsichtlich des Klimawandels zumindest risikoneutral zu bleiben.
Einführung
Der IPCC ist eine unabhängige Organisation, welche die aktuelle Forschung zum Klimawandel umfassend analysiert und zusammenfasst. Der im August 2021 veröffentlichte sechste Sachstandsbericht (AR6) des IPCC umfasst erstmalig eindeutige Einschätzungen weltweiter Extremwetterereignisse unter regional veränderten Klimabedingungen. In diesem neuen Bericht hat der IPCC seine Erkenntnisse hinsichtlich des Kausalzusammenhangs zwischen der durch Menschen verursachten Erderwärmung und Extremwetterereignissen wie Dürreperioden, extremen Niederschlägen, tropischen Zyklonen und sonstigen Stürmen dargelegt. Daraus geht klar hervor, dass selbst geringste Erhöhungen der Erdtemperatur unverhältnismässig massive Auswirkungen auf Extremwetterereignisse haben können.
- Mit diesem Artikel und der zugrundeliegenden Analyse wollen wir versuchen, die jüngsten Erkenntnisse des IPCC-Berichts auf die (Rück-)Versicherungs- und ILS-Branche anzuwenden und folgende Fragen zu beantworten:
- Welches sind die wichtigsten Extremwetterereignisse für die (Rück-)Versicherungs- und ILS-Branche, und welche Klimawandeltrends sind für diese Risiken erkennbar?
- Werden diese Risiken durch die Risikomodelle der (Rück-)Versicherungs- und ILS-Branche korrekt wiedergegeben?
- Preisen die Marktteilnehmer den Klimawandel in ihre Produkte ein?
- Werden Rückversicherer und ILS-Anleger angemessen für Klimatrendrisiken entschädigt?
- Hat die (Rück-)Versicherungs- und ILS-Branche die Möglichkeit, Klimatrends zu managen?
- Wie sehen die Aussichten für die Branche aus, und wie wird sich der ohnehin unvermeidliche weitere Temperaturanstieg auf die Rentabilität der globalen (Rück-)Versicherungs- und ILS-Branche auswirken?
In welchem Umfang ist der Rückversicherungs- und ILS-Markt den Risiken des Klimawandels ausgesetzt?
Abbildung 1 veranschaulicht die Aufteilung des Cat Bond- und Rückversicherungsmarktes nach Gefahren und Regionen. Gefahren in Grau stellen nichtwetterabhängige Risiken dar. Gefahren in Grün stellen wetterabhängige Risiken dar. Gefahren in Blau stellen gemischte, potenziell wetterabhängige Risiken dar. Für unsere Untersuchung der Auswirkungen von Klimawandeltrends haben wir grüne und blaue Gefahren mitberücksichtigt. Unsere Analyse deckt daher etwa 80 bis 90 % des wetterexponierten Cat Bond Markets und etwa 70 bis 80 % des wetterexponierten Katastrophenrückversicherungsmarkts für Gebäude ab.